Menü
Suche

Hospital


Hospital

Städtisches Krankenhaus um 1900, Ansicht mit Haupteingang und Seitenflügeln in der Spital- (links) und der Adlerstraße (rechts), Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 463.
Städtisches Krankenhaus um 1900, Ansicht mit Haupteingang und Seitenflügeln in der Spital- (links) und der Adlerstraße (rechts), Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 463.
Krankenschwestern in der Kinderabteilung, vor 1907, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 328/212.
Krankenschwestern in der Kinderabteilung, vor 1907, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 328/212.

Einige bemerkenswerte Bauten im Dörfle und an dessen Rändern entstanden am Ende des 18. Jahrhunderts unter der Herrschaft des aufgeklärten Fürsten Karl Friedrich von Baden, der mit sozialen Einrichtungen die Armut bekämpfen wollte. Zu diesen gehörte das Hospital, das der badische Baudirektor Wilhelm Jeremias Müller in der verlängerten Adlerstraße plante. Die Adlerstraße bildete hier zusammen mit der Spital- (später Markgrafen-) straße und dem Landgraben einen Platz in Dreiecksgestalt, dessen Ränder dann nach und nach bebaut wurden. Er wurde nach dem Krankenhausbau zunächst Spitalplatz und seit 1863 nach dem Förderer und Stifter des Spitals, dem Kaufmann Christoph Friedrich Lidell, Lidellplatz genannt.

Das Krankenhaus wurde 1788 eröffnet und diente anfangs nur der Beherbergung und Behandlung von kranken Handwerkern, Tagelöhnern und Soldaten, die keine Familie hatten, und der Bevölkerung im Dörfle. Wohlhabendere Personen gingen damals noch nicht ins Krankenhaus, sondern wurden zuhause gepflegt. Müller errichtete die dreiflügelige Anlage im frühklassizistischen Louis-Seize-Stil, der für ihn kennzeichnend war und sich heute noch an der Kleinen Kirche ablesen lässt. An der Straßenecke wurde die Fassade abgeschrägt und der dort befindliche Haupteingang zum Gebäude durch einen Dachreiter mit Glocke und eine Uhr im Fenster des zweiten Obergeschosses akzentuiert.

Im Inneren installierte der Architekt ein neuartiges Belüftungssystem über Rohre, die Frischluft ins Gebäude brachten. Im Erdgeschoss befanden sich Verwaltungsräume sowie Wohnungen für den Wundarzt und den Verwalter und Küche und Stuben für Mägde. In den Räumen der Obergeschosse befanden sich 150 Betten für Patienten. Es gab Abteilungen für die Chirurgie (sechs Betten), Genesende (44 Betten) und Innere Krankheiten (alle übrigen), die mit Toiletten ausgestattet waren, die einen direkten Abfluss in den benachbarten Landgraben hatten. Betreut wurden die Patienten von drei Ärzten und einer Krankenwärterin und einem Krankenwärter. Chefarzt war der Karlsruher Stadtphysikus Christian Ludwig Schweickhard.

1803 verfügte Kurfürst Karl Friedrich die Nutzung des Nordflügels des Hospitals als Militärlazarett, da das bisherige, für diesen Zweck 1790 errichtete Gebäude, nunmehr als Artilleriekaserne für die größer gewordene badische Armee dienen sollte. Die Aufteilung des Hospitals für Militär und Bürger führte aber oft zu Streitigkeiten und war nicht zweckmäßig. Das 1846 errichtete Militärkrankenhaus (später Versorgungsamt) in der westlichen Kriegsstraße sorgte für Abhilfe.

Im 19. Jahrhundert wuchs die Zahl der Patienten wie auch der Ärzte und der medizinische Fortschritt führte zu einer Ausdifferenzierung der Behandlungsmöglichkeiten und der Spezialisierung auf einzelne Krankheitsbilder. So wurden im Hospital schon um 1800 eine Impfabteilung gegen Pockenerkrankungen und 1853 eine Kinderabteilung eingerichtet. Nach 1846 ging das Großherzoglich Badische Hospital in städtischen Besitz über und wurde seit 1859 als Städtisches Krankenhaus bezeichnet. Die steigende Zahl der Patienten machte Erweiterungsbauten notwendig, zunächst 1863 als Anbau entlang der heutigen Markgrafenstraße und 1884 im Innenhof des Hospitals. 1897 wurden hier schon über 2.400 Patienten behandelt. Die fehlende Infrastruktur, wie sie für ein modernes Krankenhaus einer Großstadt notwendig gewesen wäre, führte schließlich zur Errichtung des heutigen Klinikums an der Moltkestraße, das 1907 seinen Betrieb aufnahm. Das alte Hospital am Lidellplatz wurde abgerissen und machte der Gewerbeschule Platz. Eine Reminiszenz an das alte Hospital ist sein erhaltenes Portal, das man in die Schmalseite des Nordflügels der Gewerbeschule am Zugang zu deren Innenhof und zum Stadtarchiv integrierte, auf das auch eine Gedenktafel hinweist.

Peter Pretsch 2024

Literatur

Vom Spital zum Klinikum. Städtische Gesundheitsversorgung in Karlsruhe, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche und Volker Steck, S. 26-131 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 29).