Bund Königin Luise
Wie im gesamten Deutschen Reich, so fanden sich auch in Karlsruhe nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im völkisch-nationalistischen Umfeld zahlreiche neue Gruppierungen zusammen. In der Regel waren dies lokale Ableger reichsweit agierender Gruppen. Zu diesen gehörte der Bund Königin Luise (BKL), der im Mai 1923 in Halle/Saale gegründet wurde. Bis 1928 war dieser nationalistische und antisemitische Frauenverband die inoffizielle Frauenorganisation des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten. Noch am 26. Oktober des Jahres luden beide zu einer gemeinsamen Weihnachtsfeier ein, der eine Kinderbescherung vorausging.
Das Badische Landespolizeiamt berichtete erstmals am 15. Juli 1925, dass der "Luisenbund … vollständig auf völkischem Boden" stehe. An einer öffentlichen Adventfeier des Bundes am 9. Dezember 1926 nahmen circa 150 meist weibliche Personen teil. Die wenigen anwesenden Männer gehörten überwiegend zum Stahlhelm oder zur Gruppe Roßbach, früher Schlageterbund. Leiterin der Ortsgruppe war Anna von Krosigk. Neben der "Pflege des nationalen Gedankens" (Karlsruher Tagblatt vom 5. Oktober 1926) habe sich der Bund auch die Mildtätigkeit auf die Fahnen geschrieben. So fanden sich am 3. Oktober 1926 35 hochbetagte Frauen zu einem geselligen Nachmittag mit Bewirtung und Programm ein. Diese Einladungen erfolgten nun regelmäßig, bald wurden sie als "Mütterchen-Nachmittag" bezeichnet. Ende 1927 soll der Bund 50 Mitglieder gehabt haben, aber am 3. Dezember 1927 konnten bei einem Werbeabend in Anwesenheit der Bundesführerin Marie Netz aus Halle 35 neue "Bundeskameradinnen" verpflichtet werden. 1927 befand sich die Geschäftsstelle in der Westendstraße 69, zwei Jahre später in Durlach, Weiherstraße 8a.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme schloss sich der Bund, der seit seiner Gründung der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) nahegestanden hatte, mit der Frauenschaft der NSDAP zur Deutschen Frauenfront zusammen. Am 2. März 1934 löste sich der Bund, der reichsweit seit 1932 unter Leitung von Charlotte Freifrau von Hadeln, landesweit von Margarete Elble, Weinbrennerstraße 17 und lokal von Frau Förster, Pfalzstraße 93 stand, selbst auf.
Quellen
GLA 309/6160-6161; Staatsarchiv Freiburg A 96/1 1617, https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/thumbnails.php?bestand=22869&id=2369155&syssuche=1617&logik=und; Karlsruher Zeitungen 1920-1933, https://digital.blb-karlsruhe.de/topic/view/7756828 (Zugriff jeweils am 18. November 2024).
Literatur
Birte Förster: Mit Königin Luise gegen die Demokratie. Partizipatives Handeln rechtskonservativer Frauen in der Weimarer Republik, in: Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte (2018) Nr. 73-74, S. 64–71.