H. Fuchs Söhne (HFS)
Die Holzhandlung H. Fuchs Söhne wurde von dem aus Weingarten stammenden jüdischen Viehhändler und Metzger Hirsch Fuchs (1824-1893) im September 1877 zusammen mit seinem Sohn Bernhard Hirsch (1856-1926) gegründet. Hirsch Fuchs hatte 13 Söhne, von denen die meisten in den väterlichen Betrieb gingen. Nur zwei wurden Rechtsanwälte.
Hirsch Fuchs hatte 1871 das Haus Zähringerstraße 28 gekauft, das Karlsruher Bürgerrecht erhielt er zwei Jahre später. 1883 wurden auch die beiden Söhne Max (?) und Gustav (?) Gesellschafter. Gustav war der Vater von Gottfried Fuchs (1889-1972), des späteren Fußballspielers des Karlsruher Fußballvereins (KFV). Gottfried Fuchs war einer von zwei deutschen jüdischen Nationalspielern, 1910 Mitglied der Meistermannschaft des KFV und lange deutscher Rekordtorschütze mit zehn Toren in einem Spiel. 1921 übernahm Gottfried Fuchs die Geschäftsführung der H. Fuchs Söhne Außenhandelsgesellschaft mbH, deren Sitz 1934 von Karlsruhe nach Berlin, wo Fuchs seit 1928 wohnte, verlegt wurde. Ein Jahr später schied Gottfried Fuchs als Gesellschaftsführer der H. Fuchs Söhne aus.
Die Firma war zunächst in der Durlacher Allee 16-18 ansässig, ehe sie in die Georg-Friedrich-Straße 7-9 umzog und dort ihre Zentrale eröffnete. Seit 1907 hatte die Firma dann ihren Sitz im Rheinhafengebiet, wo sie 1940 über einen umfänglichen Grundbesitz verfügte. Das florierende Unternehmen hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Filialen in Gernsbach und Baden-Baden (seit der 2. Hälfte der 1880er-Jahre), Stuttgart (1897) und Straßburg (1901) und wurde zur bedeutendsten Holzhandlung im Südwesten des Deutschen Reiches.
1922 wurde die Firma Hirsch Fuchs Söhne (HFS) von einer KG in eine GmbH umgewandelt. Die Enkel des Firmengründers Philipp, Arthur, Jacob, Friedrich, Bernhard (jr.) und Gottfried Fuchs wurden nun Geschäftsführer und Gesellschafter der Firma. HFS hatte die Niederlassung Straßburg aufgeben müssen, nachdem das Elsaß nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg wieder an Frankreich gefallen war. Außerdem trennte man sich in den 1920er-Jahren von einigen Beteiligungen und konzentrierte die Niederlassungen der Firma.
Die Weltwirtschaftskrise überstand HFS, die seit 1934 erneut Gewinne erzielte. Nach der Machtübertragung auf die Nationalsozialisten 1933 traf deren antisemitische Politik auch die in die Karlsruher Gesellschaft inzwischen gut integrierte Familie Fuchs und ihre Firma. So waren Mitglieder der Familie in der Handelskammer wiederholt in verantwortlichen Funktionen tätig, Arthur Fuchs wurde 1922 in den vorläufigen Reichswirtschaftsrat berufen, Jakob Fuchs wurde belgischer Honorarkonsul, Gottfried Fuchs engagierte sich nicht nur im Karlsruher Fußballverein, sondern auch im Karlsruher Eislauf- und Tennisverein.
Seit 1936 war das Unternehmen HFS verstärkt von Auftragsrückgängen betroffen, so dass ein "arischer" Geschäftsführer, der Vaihinger Fabrikant Adolf Schnitzler, eingesetzt wurde. Aus der GmbH wurde nun eine Kommanditgesellschaft. Die Familie hatte nur noch Funktionen als Kommanditisten. Dennoch wurde im Zuge der Arisierung die H. Fuchs Söhne GmbH Säge- und Hobelwerk, Holzhandlung 1939 weit unter Preis an den vormaligen Gesellschafter Adolf Schnitzler und Friedrich Schenck, Leiter der Schenck AG Maximiliansau, verkauft. 1950 musste Schenck in einem Vergleich 580.000 DM an die früheren Eigentümer zahlen. Der letztlich immer weiter heruntergedrückte Kaufpreis war 1939 auf ein Sperrkonto überwiesen worden und konnte von der mittlerweile bis auf Philippe Hirsch, Sohn von Bernhard Hirsch, aus Karlsruhe geflohenen Familie nicht abgerufen werden. Philippe Hirsch hatte sich nach den Exzessen der Reichspogromnacht am 10. November 1938 der drohenden Verhaftung durch Selbstmord entzogen und war eines von zwei Karlsruher Opfern des nationalsozialistischen Terrors am 9. November 1938. Nach 1940 gingen auch die Liegenschaften in der Georg-Friedrich-Straße, die zuletzt als Lager von HFS genutzt oder verpachtet wurden, und vier weitere Grundstücke der Familie Fuchs weit unter Preis an den in der Oststadt ansässigen Spediteur Georg Beck über.
Die H. Fuchs Söhne Kommanditgesellschaft wurde am 12. Februar 1942 aus dem Gewerberegister gelöscht. Die Schenck AG musste 1950 in einem Vergleich 580.000 DM Nachzahlungen an die früheren Eigentümer zahlen. 1971 wurden die letzten Gebäude der vormaligen Firma H. Fuchs Söhne abgerissen.
Quellen
StadtAK 1/BOA 4258; Karlsruher Adressbücher, https://digital.blb-karlsruhe.de/Drucke/topic/view/485648; Karlsruher Zeitungen, vor allem Badische Wirtschaftszeitung, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/7756828 (Zugriff jeweils am 1. März 2025).
Literatur
Josef Werner: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden, 2. Aufl., Karlsruhe 1990 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 8); Marco Wottge: "Arisierung" in der Zeit des Nationalsozialismus in Karlsruhe, Karlsruhe 2020 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 20); Hermann Schäfer/Oliver Werner: Jakob Fuchs, in: Rotary unter dem Nationalsozialismus. Digitales Gedenkbuch diskriminierter Rotarier, https://memorial-rotary.de/members/1076; Wolfgang Strauß: Fuchs, Philipp, in: Gedenkbuch der Karlsruher Juden 2008, https://gedenkbuch.karlsruhe.de/namen/1124 (Zugriffe am 1. März 2025).