Großherzog-Karl-Denkmal
Schlossstraße (heute Karl-Friedrich-Straße), Rondellplatz.
Bei der Planung der so genannten Via Triumphalis übernahm Friedrich Weinbrenner den von Maurizio Pedetti bereits 1790 gemachten Vorschlag, im Zentrum des künftigen Rondellplatzes einen Obelisken aufzustellen. Als Blickfang am Schnittpunkt von vier Straßenzügen, der Schloss- (heute Karl-Friedrich-), Erbprinzen- und Spitalstraße (heute Markgrafenstraße), fiel dem Monument von Anfang an eine städtebaulich wichtige Funktion zu. Bis 1810 war der Rondellplatz durch die Erbauung vier klassizistischer Wohnhäuser, darunter auch das Markgräfliche Palais, zwar architektonisch gefasst, der die Platzmitte akzentuierende Obelisk aber aus Kostengründen noch nicht ausgeführt. Ein 1815 erschienener Karlsruher Stadtführer belegt, dass der Obelisk zu diesem Zeitpunkt als Stundensäule projektiert war, der die territoriale Ausdehnung von Baden, seit 1806 Großherzogtum, veranschaulichen sollte.
Durch den frühen Tod von Großherzog Karl am 8. Dezember 1818, der erst im August des Jahres die badische Verfassung, eine der modernsten der damaligen Zeit, erlassen hatte, kam es nochmals zu einer Planänderung. Die Karlsruher Bürger wollten dem Verstorbenen als "Gruender der Verfassung" mit dem Obelisken ein Denkmal setzen – ein Vorhaben, das unter Karls Nachfolger Großherzog Ludwig I., einem absolutistisch gesinnten Fürsten und strikten Gegner der konstitutionellen Monarchie, jedoch nicht zu verwirklichen war. Vielmehr nahm Großherzog Ludwig die Installation der Quellwasserleitung von Durlach nach Karlsruhe zum Anlass, den Obelisken als Ehrenmal für Großherzog Karl mit der Funktion eines Brunnens zu verbinden.
Weinbrenner, der für den Entwurf verantwortlich zeichnete, ersetzte den ursprünglich klassischen Sockel des Obelisken durch drei, in der Höhe zunehmende Quader, die beidseitig von zweiteiligen, nach oben hin sich verjüngenden Sockeln flankiert werden, deren untere Blöcke die beiden rechteckigen Brunnenbecken fassen. Wie der mittlere Sockel schließen auch die beiden seitlichen Sockel nach oben hin mit einer Plinthe ab, auf der jeweils ein schlafender Greif, das Wappentier von Baden, liegt. Alle drei Sockel sollten mit Inschriften, vermutlich zur Persönlichkeit Großherzog Karls, versehen werden. Am 30. April 1822 wurde der Entwurf von Großherzog Ludwig genehmigt und am 15. Juli 1823 Bildhauer Alois Raufer mit der Ausführung der Greifen, der Beckenreliefs und des Modells für die als Wasserspeier dienenden Löwenmasken beauftragt.
Die Suche nach einem geeigneten Sandstein-Monolithen zog sich von Frühjahr 1822 bis Jahresende 1823 hin. Als beim Transport des Steins in die Steinmetzwerkstatt von Christian Holb ein Teil des Blocks abbrach, verringerte Weinbrenner die Proportionen der gesamten Brunnenanlage, um den Monolith dennoch verwenden zu können. Als Folge der Verkleinerung treten die beiden Wasserbecken an der Vorder- und Rückseite des Denkmals aus dem Umriss der Sockelzone heraus. 1826 wurde der Unterbau des Monuments einschließlich seiner Einfriedung auf dem Rondellplatz aufgestellt, die in Bronze projektierten, aus Kostengründen aber in Sandstein ausgeführten Greifen sowie der Obelisk folgten 1827 nach.
Da weder eine Inschrift noch ein Bildnis an Großherzog Karl erinnerten, besaß der Obelisk mit den beiden Brunnenbecken zunächst keine Denkmalfunktion. Erst unter der Regierung des liberal gesinnten Großherzogs Leopold wurde Anfang der 1830er-Jahre an der Stirnseite ein von Raufer entworfenes Medaillonbildnis und der Namenszug CARL / GROSHERZOG VON BADEN sowie an der Rückseite die Inschrift DEM GRUENDER DER / VERFASSUNG / DIE DANKBARE STADT / CARLSRUHE angebracht. Aus verkehrstechnischen Gründen wurden 1928 die Einfriedung entfernt und die ursprüngliche Bodenplatte des Monuments verschmälert.
Literatur
Manfred Großkinsky: Großherzog-Karl-Denkmal, in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl., Karlsruhe 1989, S. 188-195 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7), Teil 1 (PDF) und Teil 2 (PDF) zum Download (Zugriff am 10. Juni 2024).