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Gasthaus zum goldenen Kreuz


Gasthaus zum goldenen Kreuz

Das 1811 neuerbaute Gasthaus zum goldenen Kreuz mit Postwagenexpedition hinter der Kleinen Kirche, Lithographie um 1840, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVe 244.
Das 1811 neuerbaute Gasthaus zum goldenen Kreuz mit Postwagenexpedition hinter der Kleinen Kirche, Lithographie um 1840, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVe 244.

1752 erhielt Andreas Fischer die Schildgerechtigkeit des Gasthauses zum goldenen Kreuz, das er von seinem Schwiegervater Johannes Nägele geerbt hatte. Dort war ein großer Saal mit Billard vorhanden, wie es in den archivalischen Quellen heißt. Nur ein Jahr später übernahm er die Posthalterei mit Stallungen für die Postwagenexpedition, die seit 1740 beim Gasthaus Waldhorn angesiedelt gewesen war. Seine Enkel errichteten 1811 an der Ecke der Kreuzstraße mit der Zähringerstraße einen prächtigen Neubau im klassizistischen Stil Friedrich Weinbrenners für das Gasthaus und die Postwagen-Expedition. Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben sie den Personenverkehr mit Postkutschen, der enorm gestiegen war, so dass sie bis zu 70 Pferde in ihren Stallungen halten mussten. Den Gasthausbetrieb überließen sie daraufhin dem Wirt Wilhelm Frey, der in der Karlsruher Fastnacht des Vormärz die Zopfmiliz gründete, die sich an den Fastnachtsumzügen der Jahre 1843 bis 1845 beteiligte. Seit 1845 verkehrte auch der Laufraderfinder Karl von Drais im Gasthaus, der im Nachbarhaus wohnte. In der Revolution von 1848/49 wurde ihm dort übel mitgespielt, als man ihn schwer misshandelte, da er sich als Demokrat geweigert hatte, auf das Wohl des Großherzogs Leopold anzustoßen.

Noch einige Jahre später gehörte das Gasthaus den Erben der Fischer-Brüder, bis es in staatlichen Besitz überging und das Gebäude bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg verschiedenen Behörden als Domizil diente. Damit war auch kein Gasthaus mehr im Gebäude vorhanden. In der Nachkriegszeit befand sich an seiner Stelle eine Tankstelle und zu Beginn der 1980er-Jahre wurde dort das Hochbauamt der Stadt Karlsruhe erbaut.

Im Jahre 1901 feierte das Goldene Kreuz aber am Ludwigsplatz seine Wiederauferstehung. Zuvor war das 1877 errichtete und heute unter Denkmalschutz stehende spätklassizistische Gebäude Karlstraße 21a von der Brauerei Hoepfner erworben worden, die es dort wiedereröffnete. Bis vor 20 Jahren waren dort noch die Originallithographien des alten Gasthauses hinter der Kleinen Kirche und der Zopfmiliz, von denen sich auch Exemplare im Stadtarchiv befinden, zu sehen gewesen. Viele Karlsruherinnen und Karlsruher erinnern sich auch gern an die traditionelle badische Küche, die dort angeboten wurde. Nach einer Renovierung des Hauses wurde dort das Lehners im goldenen Kreuz eingerichtet, das mit seinem modernen Ambiente und seiner großen Außenterrasse heute eher ein jüngeres oder junggebliebenes Publikum anspricht.

Peter Pretsch 2023

Quelle

Hoepfner - Lehners im goldenen Kreuz: https://hoepfner-braeu.de/projects/lehners (Zugriff am 20. September 2023).

Literatur

Benedikt Schwarz: Alt-Karlsruher Wirtschaften, in: Die Pyramide, Beilage zum Karlsruher Tagblatt vom 10. Januar 1926, S. 8, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/pageview/2450780 (Zugriff am 20. September 2023); Hea-Jee Im, Karlsruher Bürgerhäuser zur Zeit Friedrich Weinbrenners, Mainz 2004, S. 222 (= Friedrich Weinbrenner und die Weinbrennerschule Bd. 4); Peter Pretsch: Hinter der Kleinen Kirche, in: Stadtplätze in Karlsruhe, hrsg v. Manfred Koch, Karlsruhe 2003, S. 198 ff. (= Veröffentlichungen des Karlsruhe Stadtarchivs Bd. 26); Klaus Beyrer: Die Posthaltereien der Residenzstädte Durlach und Karlsruhe, in: Blick in die Geschichte Nr. 133 vom 17. Dezember 2021, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/ausgaben/blick-133/posthaltereien (Zugriff am 20. September 2023).