Hottscheck-Narrenzunft Grötzingen
Die Hottscheck-Hexe aus Grötzingen ist eine Schöpfung der Fastnacht der Nachkriegszeit, geht aber auf allerlei Spukgeschichten zurück, die in dem ehemaligen badischen Malerdorf der Grötzinger Malerkolonie, das heute Stadtteil von Karlsruhe ist, überliefert sind. So soll auf dem ehemals markgräflichen Gut Augustenberg nachts eine Hexe heimlich die Kühe gemolken haben, die sich tagsüber in eine Katze verwandelte. Eine andere Geschichte ist aus der Zeit des Pfälzischen Erbfolgekriegs bekannt, als die Franzosen die Glocke der evangelischen Kirche stehlen wollten, die sie bei Durlach vergruben, um sie später abzuholen. Sie wurde aber von den Durlachern entdeckt, die sie behalten wollten, worauf sie ein Grötzinger Bauer kurzerhand auf sein Fuhrwerk verlud, der seinen Ochsen mit den Worten anfeuerte: "Hott, Scheck, Grötzinge zu!" und sie wohlbehalten in sein Dorf zurückbrachte. Die Narrenzunft der Grötzinger Hottscheck-Hexen hat dann aus beiden Erzählungen ihre Identifikationsfigur geschaffen, als sie sich 1968 gründete. Seit 1969 haben die Grötzinger Hexen ihre farbenprächtige Kleidung mit der originellen handgeschnitzten Holzmaske aus dem Schwarzwald und dem charakteristischen roten Kopftuch mit schwarzen Punkten.
An Fastnacht hat es danach in Grötzingen wieder gewaltig gespukt, vor allem, wenn die Hexen am schmutzigen Donnerstag ihren Nachtumzug veranstalteten. Zu diesem und anderen Umzügen sowie dem Hexenmarkt in Grötzingen laden sie häufig auch zahlreiche Gastgruppen und Guggenmusikkapellen aus dem Schwarzwald und der Schweiz ein und machen ihren Stadtteil damit zu einem Schwerpunkt der alemannischen Fastnacht, der in der Region Karlsruhe einzigartig ist. Seit 1991 hat die Narrenzunft mit den “Notenchaoten” eine eigene Musikgruppe und seit 1992 führt sie am Fastnachtssonntag regelmäßig den Narrensprung mit dem Narrengericht durch, vor dem sich zumeist Lokalprominenz verantworten muss. Seit 1988 schmückt zudem der nach der geschilderten Sage gestaltete Hottscheck-Brunnen den Rathausplatz in Grötzingen und unweit davon wurde 1990 auch die Skulptur einer Hottscheck-Hexe aufgestellt.
Quellen
Homepage der Hottscheck-Narrenzunft, https://www.hottscheck.de; BNN vom 29.1.2024, https://bnn.de/karlsruhe/karlsruhe-stadt/groetzingen/groetzinger-narrensprung-2024; Website Karlsruhe: Kunst im öffentlichen Raum, https://m.karlsruhe.de/db/kunst/hottscheck_brunnen.html?kl=0 (jeweils Zugriff am 6. März 2024).
Literatur
Susanne Asche: Eintausend Jahre Grötzingen. Die Geschichte eines Dorfes, Karlsruhe 2000, S. 56-57 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 13); Werner Hill: Fasnacht. Ein Porträt des Narrenspiels in badisch-pfälzischen Landen, Speyer 1998, S. 143.