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Rote Armee Fraktion (RAF) und Karlsruhe


Rote Armee Fraktion (RAF) und Karlsruhe

Sprengstoff-Attentat der RAF in der Klosestraße auf das Auto des Bundesrichters Wolfgang Buddenberg, 15. Mai 1972, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A23/145/6/39.
Sprengstoff-Attentat der RAF in der Klosestraße auf das Auto des Bundesrichters Wolfgang Buddenberg, 15. Mai 1972, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A23/145/6/39.
Schweigemarsch für Freiheit und Demokratie gegen Terror und Gewalt anlässlich des Attentats der RAF auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback, seinen Kraftfahrer Wolfgang Göbel und Justizhauptwachtmeister Georg Wurster, 17. April 1977, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A33/116/2/42.
Schweigemarsch für Freiheit und Demokratie gegen Terror und Gewalt anlässlich des Attentats der RAF auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback, seinen Kraftfahrer Wolfgang Göbel und Justizhauptwachtmeister Georg Wurster, 17. April 1977, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A33/116/2/42.

Die 1968er-Protestbewegung zerfiel am Ende der 1960er-Jahre in linke politische Splittergruppen, darunter auch die Rote-Armee-Fraktion (RAF). Es waren nur verschwindend wenige 68-er, die dem Ziel der RAF folgten, das „etablierte, imperialistische Herrschaftssystem“ der Bundesrepublik durch gewaltsamen Terror mit Bombenattentaten und brutalen Mordanschlägen zu erschüttern.

Von diesem Terrorismus betroffen war Karlsruhe in besonderer Weise. 1972 gab es einen Anschlag mit einer Autobombe auf einen in Sachen RAF ermittelnden Bundesrichter. Da er an diesem Tag das Auto nicht benutzte, wurde seine Ehefrau schwer verletzt. 1977 folgte der dreifache Mord am Linkenheimer Tor an Generalbundesanwalt Siegfried Buback und seinen beiden Begleitern Wolfgang Göbel und Georg Wurster. 1978 schlug ein Angriff mit einem selbstkonstruierten Raketenwerfer auf die Bundesanwaltschaft und den Bundesgerichtshof fehl.

Im Karlsruher Stadtbild sind bis heute die Spuren des Terrors zu besichtigen: Der Bundesgerichtshof, wo die Prozesse gegen die Terroristen stattfanden, wurde zum Hochsicherheitstrakt umgewandelt und der Neubau der Bundesanwaltschaft an der Brauerstraße zeigt nicht umsonst Festungscharakter. Am Linkenheimer Tor erinnert ein Gedenkstein an den Dreifachmord von 1977.

Sieben Attentäter und Attentäterinnen der RAF hatten enge Verbindungen zu Karlsruhe. 1972 bezogen Knut Folkerts (* 1952), Christian Klar (* 1952), Günther Sonnenberg (* 1954) und Adelheid Schulz (* 1955) eine Wohngemeinschaft in Karlsruhe. Folkerts hat in Karlsruhe ein Gymnasium besucht, Klar kam aus Ettlingen, Schulz war aus Lörrach zugezogen und Sonnenberg ist in Karlsruhe aufgewachsen. Obwohl nie ermittelt werden konnte, wer die tödlichen Schüsse am Linkenheimer Tor abgegeben hat, wurden alle vier in unterschiedlichen Prozessen, unter anderem für diese Tat, wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes zu mehrfach lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt.

Mit Juliane Plambeck (* 1952), Lutz Taufer (* 1944) und Thomas Weisbecker (* 1949) gehörten drei Absolventen von Karlsruher Gymnasien linksterroristischen Gruppen an. Plambeck studierte in Heidelberg und Berlin, wo sie 1975 wegen Beteiligung an der Entführung des Berliner CDU-Politikers Peter Lorenz verhaftet wurde. 1976 gelang ihr mit anderen RAF-Mitgliedern die Flucht aus der Haftanstalt, 1980 starb sie bei einem Verkehrsunfall. Taufer war 1975 an der Besetzung der deutschen Botschaft in Stockholm durch RAF-Mitglieder beteiligt. Wegen der dabei getöteten zwei Menschen erhielt er für zweifachen gemeinschaftlich begangenen Mord eine zweimal lebenslängliche Haftstrafe. Weisbecker war schon als Schüler Mitglied im Roten Turm in Durlach, danach schloss er sich in Berlin linksterroristischen Gruppen an. 1972 wurde er in Augsburg unter nicht völlig geklärten Umständen von der Polizei erschossen.

Manfred Koch 2024

Quellen

Knut Folkerts: https://de.wikipedia.org/wiki/Knut_Folkerts; Christian Klar: https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Klar; Juliane Plambeck: https://de.wikipedia.org/wiki/Juliane_Plambeck; Günter Sonnenberg: https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Sonnenberg_(RAF-Mitglied); Adelheid Schulz: https://de.wikipedia.org/wiki/Adelheid_Schulz; Lutz Taufer: https://de.wikipedia.org/wiki/Lutz_Taufer; Thomas Weisbecker: https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Weisbecker (Zugriff jeweils am 20. November 2024).

Literatur

Johannes Büge: Bewundert, gesucht, erschossen. Stationen im Leben von Thomas Weisbecker, in: Blick in die Geschichte Nr. 107/2015, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/ausgaben/blick-107/weisbecker (Zugriff am 21. November 2024); Manfred Koch: „Denn die Zeiten ändern sich." Das bewegte, lange Jahr 1968 in Karlsruhe, in: Ders. (Hrsg.): Bewegte Zeiten. Beiträge zur Karlsruher Geschichte, Ubstadt-Weiher, Heidelberg, Speyer, Stuttgart, Basel 2022 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte, Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 21).