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Sixtus Utz


Sixtus Utz

Sixtus Utz mit ca. 40 Jahren, Foto: privat.
Sixtus Utz mit ca. 40 Jahren, Foto: privat.

Schreinermeister und Furnierhändler, * 2. August 1834 Rust/Ortenaukreis, † 10. März 1904 Karlsruhe, kath., ∞ 1861 Ida Bender (1839-1920), 4 Söhne, 1 Tochter.

Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende und früh verwaiste Sixtus Utz erlernte in Rust das Schreinerhandwerk und gründete dort 1864 einen eigenen Handwerksbetrieb. Zwei Jahre später verlegte er diesen nach Karlsruhe und begann sich auf den Furnierhandel zu spezialisieren. Das Geschäft des ehrgeizigen Unternehmers profitierte von dem Bauboom nach der Reichsgründung 1871. In dieser Zeit entstand auch die Karlsruher Südstadt. Der Furnierhandel Utz befand sich zunächst in der Schützenstraße 10, ab 1878 in der Ettlinger Straße 11. Der enorme geschäftliche Erfolg des Furnierhändlers schlug sich in weiteren Grundstückkäufen nieder. 1880 ließ Utz auf dem Gelände eines ehemaligen Holzplatzes an der Ecke Ettlinger Straße 15/Werderstraße eine große Villa errichten, die heute noch existiert.

Ab 1891 nannte sich das Unternehmen Utz & Söhne. Alle vier Söhne arbeiteten zumindest zeitweise im Betrieb mit. Der international tätige Furnierhandel Utz & Söhne unterhielt Geschäftsbeziehungen nach Frankreich und in andere europäische Länder, später auch nach Ägypten. Überseeische Hölzer wurden für die anspruchsvolle Kundschaft importiert. 1893 änderte Sixtus seinen Vornamen offiziell in Emil, so hießen auch sein ältester Sohn und sein Enkel. Beide waren als Nachfolger vorgesehen, sollten das Geschäft jedoch durch unvorhergesehene Ereignisse nie leiten. Nach dem Tod von Sixtus Utz 1904 führten zunächst seine beiden jüngsten Söhne gemeinsam das Unternehmen, ab 1907 war Ludwig Utz bis zu seinem Tod alleiniger Inhaber. Der Geschäftssitz wurde 1920 von der Ettlinger Straße 11 in die Eisenlohrstraße 25 in die Weststadt verlegt. Durch die Inflation erlitt Ludwig Utz größere Verluste und er verlagerte das Unternehmen 1923 nach München. Mit seinem Tod 1935 erlosch die Firma.

Zwei Mitglieder der Familie Utz wurden Opfer des Holocaust. Die Schauspielerin Jenny Utz geborene Karpeles (1872-1941), in Wien geborene Jüdin und Schwiegertochter von Sixtus und Ida Utz, starb nach ihrer Deportation in einem polnischen Ghetto. Der älteste Enkel Emil Theodor Utz (1893-1943) verhalf Juden zur Flucht und wurde deshalb von der Gestapo Wien inhaftiert und nach Auschwitz deportiert, wo er umkam.

An die Familie Utz erinnert heute noch das im Jugendstil gehaltene Familiengrab auf dem Karlsruher Hauptfriedhof. Das von Sixtus Utz in Auftrag gegebene und von dem Pforzheimer Architekten Degler erbaute Haus an der Ettlinger Straße 15 ist noch in Besitz der Familie und steht unter Denkmalschutz.

Sibylle Peine 2025

Quellen

StadtAK 1/BOA 9762; Familienarchiv Monika Steinhauser und Heidi Leinzinger, München; Hauptfriedhof Karlsruhe, Hauptweg 18, Grabstätte 013A, https://de.findagrave.com/memorial/231859482/sixtus_emil-utz; Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe, Ettlinger Straße 15, https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/detail.php?id=00435 (Zugriff jeweils am 18. März 2025).

Literatur

Sibylle Peine: Pioniere, Diven, Hasardeure. Die schillernden badischen Unternehmerfamilien Thiergarten und Utz, Ahrensburg/Karlsruhe 2024.