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Ernst Boesser


Ernst Boesser

Ernst Boesser als Führer der IV. Kompagnie der Bürgerwehr, um 1915, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS VIIb 2 (Ausschnitt).
Ernst Boesser als Führer der IV. Kompagnie der Bürgerwehr, um 1915, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS VIIb 2 (Ausschnitt).

Hauptmann der Landwehr, Lehrer an der Kadettenanstalt, * 1. Mai 1849 Hanau, † 18. Oktober 1935 Berlin, ∞ 1880 Gertrud Henriette Auguste Dalitz, 2 (?) Töchter.

Der als Sohn des kurfürstlich hessischen Rentmeisters Johannes Boesser geborene Ernst Boesser nahm aktiv am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. 1875 wurde der 1872 zum Doktor der Philosophie promovierte Boesser Mitglied des preußischen Kadettencorps, dem er bis zu dessen Auflösung 1920 angehörte. 1880 war er Oberlehrer am Kadettenhaus in Plön, 1893 in Cöslin. 1896 kam er nach Karlsruhe, 1897 ist er erstmals im Adressbuch als Professor an der 1892 gegründeten Kadettenanstalt verzeichnet. Militärisch hatte er zuletzt den Rang eines Hauptmanns der Landwehr.

In Karlsruhe gehörte Boesser bald zu den eifrigsten Aktivisten im völkisch-nationalistischen Milieu. 1901 übernahm er den Vorsitz des antisemitischen Alldeutschen Verbandes, den er 1907 wegen "Geschäftsüberhäufung" aufgab, er blieb aber im Vorstand. Auch im Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband (DHV) engagierte sich Boesser, der ihm 1916 deswegen die Ehrenmitgliedschaft verlieh. Ein Jahr später wurde er am 19. Oktober Vorsitzender der Ortsgruppe der neu gegründeten Deutschen Vaterlandspartei und übernahm die Leitung des nach Beginn des Ersten Weltkriegs entstandenen Verbands der Deutschtumsvereine.

Boesser hielt auch in anderen Vereinen zahlreiche Vorträge. 1914 wurde er Führer der IV. Kompagnie der Bürgerwehr, die kurz nach Kriegsbeginn zur Sicherung städtischer Gebäude und Wasserleitungen, später auch Einrichtungen des Roten Kreuzes, gegründet wurde.

Während seiner Lehrtätigkeit an der Kadettenanstalt, zuletzt als Studiendirektor, unterrichtete er unter anderen den späteren preußischen Ministerpräsidenten und NS-Luftfahrtminister Hermann Göring.

Ein Nachruf in der gleichgeschalteten Badischen Presse würdigte ihn als "aufrichtigen kerndeutschen" Mann, der unermüdlich für Volk und Vaterland tätig gewesen sei.

Ernst Otto Bräunche 2024

Quellen

Karlsruher Zeitungen, vor allem Karlsruher Tagblatt vom 21. Januar 1934 und Badische Presse vom 22. Oktober 1935, https://digital.blb-karlsruhe.de/topic/view/7756828 (Zugriff am 25. November 2024).

Werk

Zur Geschichte der Kniebisschanzen (mit 2 Plänen), in: Alemannia NF 3, 1903, S. 193-222; mit Franz Lindner (Hrsg.): Vaterländisches Lesebuch für untere und mittlere höhere Lehranstalten, Berlin 1906; Der Weltkrieg (Ergänzung zu den im Kgl. Kadettenkorps eingeführten Lehrbüchern der Geschichte), Berlin 1918.