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Felix Moos


Felix Moos

Jurist, Rechtsanwalt, Fabrikdirektor, * 2. April 1887 Ulm, † 26. Januar 1986 San Francisco, jüd., ∞ Erna, geb. Fuchs, 1 Tochter, 2 Söhne.

Felix Moos wurde am 2. April 1887 in Ulm geboren. Sein Vater Julius Raphael Moos stammte aus Bad Buchau, die Mutter Rebecca Nathan aus Laupheim. Nach dem Abitur studierte Felix Moos Jura und war anschließend von 1913 bis 1920 als Rechtsanwalt beim Oberlandesgericht in Stuttgart tätig. Während des Ersten Weltkriegs war er von August 1914 bis zum November 1918 als Soldat eingesetzt und wurde für seinen Kriegsdienst mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.

Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs heiratete Felix Moos 1914 die aus Karlsruhe stammende Erna Fuchs, die aus einer bedeutenden Karlsruher Familie kam. Ihr Vater Samuel Ernst Fuchs studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und Straßburg. 1884 erhielt er die Zulassung als Rechtsanwalt beim Landgericht in Karlsruhe, seit 1894 beim Oberlandesgericht. Durch seine Publikationen war Fuchs als Vertreter der Freirechtslehre, einer namhaften juristischen Oppositionsbewegung im Kaiserreich, reichsweit bekannt. Kurz vor seinem Tod wurde ihm 1929 die Ehrendoktorwürde der Heidelberger Juristischen Fakultät verliehen. Auch sein Sohn Albrecht wurde ein bekannter Rechtsanwalt. Er führt die Rechtsanwaltspraxis gemeinsam mit seinem Vater bis zu dessen Tod 1929.

Das Ehepaar Felix und Erna Moos hatte drei Kinder, Ruth (1915) und Ernst (1919) wurden in Stuttgart geboren, Hans (1922) in Frankfurt am Main. 1920 zog die Familie nach Oberursel. Dr. Felix Moos war dort bis Ende Dezember 1926 zunächst Syndikus, dann sechs Jahre lang kaufmännischer Direktor der Motorenwerke in Oberursel.

Das Bankhaus Straus war Hauptaktionär dieser Firma, Meier Straus zweieinhalb Jahrzehnte bis zu seinem Tod 1934 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Oberurseler Motorenwerke. 1840 gegründet, hatte das Bankhaus seinen Sitz am Friedrichsplatz in Karlsruhe. Um die ebenfalls vom Bankhaus Straus mehrheitlich gehaltenen Aktienanteile der Nähmaschinenfabrik Haid & Neu AG, die kurz vor der Liquidation stand, zu reorganisieren, wurde Felix Moos 1927 durch das Bankhaus in den Vorstand der Karlsruher Firma berufen.

Der Machtantritt der Nationalsozialisten brachte einen tiefen Einschnitt in das berufliche Leben von Felix Moos. Er wurde massiv unter Druck gesetzt und musste am 30. September 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus dem Vorstand ausscheiden. In der Hoffnung, dass das NS-Regime sich nicht lange halten würde, bemühte sich die Firma darum, Moos zu halten und ernannte ihn zum Auslandsdirektor. Zu diesem Zweck war die Verlagerung seines Wohnsitzes ins Ausland in eines der Hauptausfuhrländer vorgesehen. Moos entschied sich dafür, nach Belgien zu gehen.

Umfangreiche Schreiben und Stellungnahmen belegen, mit welchen Schwierigkeiten diese Wohnsitzverlegung und die Fortsetzung seiner Tätigkeit für die Karlsruher Nähmaschinenfabrik verbunden waren. Schließlich endeten die Geschäftsbeziehungen mit der "Arisierung" der Firma und dem Zwangsverkauf des Bankhauses Straus 1938 an die Badische Bank.

Die Ereignisse in Deutschland und Europa führten zu dem Entschluss von Felix Moos, aus Europa zu fliehen. Im Dezember 1938 wanderten Erna und Felix Moos zunächst von Brüssel nach London weiter. Dort warteten sie auf ihr Visum für die USA. Schließlich konnte die Familie Ende 1940 über Glasgow Europa verlassen. Im April 1941 gelangte die Familie schließlich in die USA. Erna Moos starb am 7. Dezember 1983 in San Francisco, ihr Mann Felix drei Jahre später am 26. Januar 1986.

Ernas Bruder Albrecht Fuchs gelang 1939 die Flucht mit seiner Familie nach Australien. In seiner neuen Heimat änderte Albrecht Fuchs seinen Namen in Albert Foulkes. Ihre jüngere Schwester Edith konnte nicht mehr entkommen. Sie lebte seit 1934 in den Niederlanden. Dort wurde sie 1942 verhaftet und über Westerbork nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Angelika Rieber 2024

Literatur

Angelika Rieber: Dr. Felix Moos - Direktor der Motorenwerke Oberursel. Ein jüdischer Manager und sein Lebensweg zwischen der Weimarer Republik und der Flucht aus dem "Dritten Reich", in: Jahrbuch Hochtaunuskreis 2025, 33. Jg., S. 124-134; Helmut Hujer: 125 Jahre Motorenfabrik Oberursel 1892-2017 – Wandel gehört zum Leben, Oberursel 2017 (Datensatz https://d-nb.info/1239149247); Detlev Fischer: Ernst Fuchs, in: Stadtlexikon Karlsruhe, https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-1144 (Zugriff am 10. Juni 2024).