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Karl Dees


Karl Dees

Karl Dees um 1945, Stadtarchiv Sinsheim, Nachlass Wilhelm Bauer.
Karl Dees um 1945, Stadtarchiv Sinsheim, Nachlass Wilhelm Bauer.    

Redakteur, Politiker, Landtagsabgeordneter * 16. Oktober 1883 Karlsruhe, † 19. Dezember 1967 Karlsruhe , kath., ∞ 1908 Maria Theresia Frieda Henriette Sickinger.

Karl Dees, Sohn des Karlsruher Kaufmanns und Mitinhabers des 1880 gegründeten Uhrmachergeschäftes Gebr. Dees Hans Eugen Dees, wurde 1908 Parteisekretär der linksliberalen Freisinnigen Partei, später der Fortschrittlichen Volkspartei, deren Sekretariat in diesem Jahr von Mannheim nach Karlsruhe in die Sophienstraße 167 verlegt wurde. Dees kam aus Kaiserslautern, wo er als Journalist seine erste Anstellung bei der Pfälzischen Presse gefunden hatte. Als im Juni 1910 die Fortschrittliche Volkspartei als Zusammenschluss der linksliberalen Parteien in Karlsruhe gegründet wurde, gehörte er zum Vorstand. Im Juni 1913 übernahm er als Chefredaktuer deren Parteizeitung Badischer Landesbote. Seinen Kriegsdienst leistete er unter anderem bei Arras, wo er im Juni 1915 zusammenbrach und nach einem Klinikaufenthalt in der Pressestelle des XIV. Armeekorps in Karlsruhe tätig war.

Als Generalsekretär der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) Badens (seit 1919) zog er 1925 für diese in den Landtag ein. Dees galt als ein loyaler Unterstützer der jeweiligen Parteileitung und erwarb sich einen Ruf als Wahlkämpfer und Organsiator. Obwohl er nicht mehr als Chefredakteur arbeitete, nachdem der Badische Landesbote noch während des Ersten Weltkrieges sein Erscheinen eingestellt hatte, übernahm er von 1920 bis 1927 den Vorsitz des Vereins Karlsruher Presse. Deshalb wurde bedauert, dass er 1927 nach Frankfurt zog, um dort die Leitung des Provinzverlags zu übernehmen. Ende 1930 zog er nach Mannheim, wo der Verlag eine Zweigstelle hatte. 1944 arbeitete er für das Deutsche Nachrichtenbüro.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zunächst Bürgermeister (1945/46) in Sinsheim, bis er Anfang März 1946 auf Anordnung der Militärregierung aufgrund des Gesetzes Nr. 52, mit dem das Vermögen u. a. von Journalisten und Redakteuren unter die Kontrolle der Militärregierung gestellt worden war, entlassen wurde, vermutlich, wegen seiner Tätigkeit für das Deutsche Nachrichtenbüro. Danach arbeitete er bis 1950 im badischen Statistischen Landesamt. 1946 war er für die Demokratische Volkspartei, später Freie Demokratische Partei Deutschlands (FDP), Mitglied der Vorläufigen Volksvertretung für Württemberg-Baden und arbeitete im Verfassungsausschuss für Württemberg-Baden mit. In Stuttgart übernahm er 1951 die dortige Vertretung der Göppinger Neuen Württembergischen Zeitung. 1955 wurde er erster Vorsitzender der Landespressekonferenz von Baden-Württemberg. Der gebürtige Badener, der aktuell bei einer württembergischen Zeitung arbeitete, galt als prädestiniert für diese Funktion im neuen Bundesland. Mit seinem Ausscheiden wurde er für seine Verdienste um den Berufsstand Ehrenpräsident. Als er 1963 seine journalistische Tätigkeit beendete, zog er wieder in seine Heimatstadt.

Geehrt wurde Dees 1958 anlässlich seines 75. Geburtages durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse, 1963 des Großen Bundesverdienstkreuzes und ebenfalls 1963 mit der Verleihung des großen goldenen Ehrenzeichens der Deutschen Ärzteschaft - er war nach Konrad Adenauer der zweite Träger dieser Auszeichnung. Bei der Verleihung 1958 wurde seine "badische Urbanität und Konzilianz" gewürdigt und hervorgehoben, dass es sein persönliches Verdienst sei, dass die Landespressekonferenz zu einer "Stätte vertrauensvoller Begegnung zwischen Journalisten und leitenden Politkern" (Mannheimer Morgen) geworden war.

Ernst Otto Bräunche 2024

Quellen

StadtA Sinsheim SNH A 206 und Zeitungsausschnitte; Karlsruher Zeitungen https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/7756828, darunter Volksfreund vom 18. Juni 1915 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/pageview/3790471?query=%22Karl%20Dees%22, Karlsruher Zeitung KZ vom 1. Oktober 1927 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/pageview/1857409?query=%22Karl%20Dees%22; Mannheimer Morgen vom 21. Oktober 1958 https://druckschriften-digital.marchivum.de/zd/periodical/zoom/590171?query=%22Karl%20Dees%22 (Zugriff jeweils am 28. Mai 2024); Badische Neueste Nachrichten (BNN) vom 20. Dezember 1967 (StadtAK 8/ZGS Karl Dees); GLA 466-2, 1602.

Werk

Amtlicher Führer zur Karlsruher Herbstwoche 1921, hrsg. unter Mitwirkung des Verkehrsvereins Karlsruhe von Karl Dees, Vorsitzender des Vereins Karlsruher Presse, Karlsruhe 1921.

Literatur

Paul Hellenberg: 30 Jahre Landespressekonferenz Baden-Württemberg, [Stuttgart] 1984, https://lpk-bawue.de/wp-content/uploads/2020/03/30JLPK_Broschure.pdf (Zugriff am 18. Mai 2024).