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Bruno Thiergarten-Schultz


Bruno Thiergarten-Schultz

Bruno Thiergarten-Schultz als Soldat, ca. 1918, Foto: privat.
Bruno Thiergarten-Schultz als Soldat, ca. 1918, Foto: privat.

Verleger, * 1. Juli 1896 Stettin, † 4. Juli 1957 Konstanz, ev., ∞ 1920 Ilse Utz (1899-1977), o/o 1925, ∞ 1945 Barbara Breitinger (1897-1969), 1 Tochter, 1 Sohn.

Bruno Thiergarten-Schultz war der einzige Sohn des Eisenbahningenieurs Richard Schultz und seiner Frau Ida geborene Thiergarten, der ältesten Tochter des Karlsruher Verlegers Ferdinand Thiergarten (Badische Presse). Nach der Scheidung der Eltern wuchs er im Haus der Großeltern Thiergarten in der Lammstraße/Zirkel auf. Er besuchte das humanistische Gymnasium und meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger. 1919 trat Bruno Thiergarten-Schultz in den Verlag seines Großvaters ein und begann gleichzeitig ein Studium der Staatswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und Würzburg. Dieses schloss er mit einer Dissertation über die Entwicklung des Anzeigenwesens in deutschen Tageszeitungen ab.

Nach dem Tod der Großeltern übernahm Bruno Thiergarten-Schultz 1920 als Geschäftsführer den Verlag Ferdinand Thiergarten mit der damals auflagenstärksten Zeitung Badens, der Badischen Presse. Mitbesitzer des Verlages waren mehrere Familienmitglieder. Bruno Thiergarten-Schultz, Mitglied der Deutschen Volkspartei (DVP), hielt die Zeitung auf liberalem Kurs. Er wollte aus der Badischen Presse eine moderne Großstadtzeitung machen und stellte dafür einen neuen Chefredakteur ein. Auch erweiterte er das Korrespondentennetz und tätigte teure Zukäufe (Badische Landeszeitung, Karlsruher Tagblatt). Unter seiner Führung erreichte die Badische Presse Ende der zwanziger Jahre mit 56.000 Exemplaren eine Höchstauflage, dennoch geriet der Verlag in eine immer stärkere finanzielle Schieflage. Grund dafür waren überteuerte Immobilienkäufe des Verlegers sowie sein luxuriöser Lebensstil, der größtenteils aus der Verlagskasse finanziert wurde.

Im Sommer 1933 sah sich Bruno Thiergarten-Schultz mit der Klage eines Onkels und Mitgesellschafters konfrontiert, der ihn der Untreue und Unterschlagung bezichtigte. Infolgedessen wurde der Verleger in Untersuchungs- und Schutzhaft genommen und trat als Geschäftsführer zurück. Der Verlag Ferdinand Thiergarten musste am 2. Februar 1934 Konkurs anmelden. Bruno Thiergarten-Schultz floh mit seiner Verlobten nach Frankreich. Hier und später in München lebte er in bescheidenen Verhältnissen von schlecht bezahlten Angestelltenjobs. Nach dem Krieg kämpfte Bruno Thiergarten-Schultz in mehreren Prozessen um die Rückerstattung seines Vermögens. 1949 erreichte er einen Vergleich, bei der der Familie Thiergarten 39 Prozent des Streitwerts von 1 Million DM zugesprochen wurde. Auch der größte Teil der Immobilien an der Lammstraße/Zirkel ging in ihren Besitz zurück. Nachdem die Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) eine Zeitungslizenz bekommen hatten, zog sich Bruno Thiergarten-Schultz 1951 nach Konstanz zurück. Dort starb er mit 61 Jahren.

Das Wohnhaus in der Beethovenstraße 2, in dem der Verleger zwischen 1920 und 1934 lebte, steht unter Denkmalschutz. Es wurde 1906 von Hermann Billing als Teil eines Doppelhauses errichtet.

Sibylle Peine 2025

Quellen

GLA Thiergarten-Schultz, Bruno, 276-1 Nr. 27661, 480 Nr. 754 (1-4) und Nr. 3710 (1-3), 508 Zug. 1968-23 Nr. 89 (1-2); Denkmalliste Karlsruhe Beethovenstraße 2-4, https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/detail.php?id=00884 (Zugriff am 18. März 2025).

Werk

Bruno Thiergarten-Schultz: Die Entwicklung des Anzeigenwesens der deutschen Tageszeitungen unter besonderer Berücksichtigung der Kriegs- und Nachkriegszeit, Diss., Würzburg 1922.

Literatur

Sibylle Peine: Pioniere, Diven, Hasardeure. Die schillernden badischen Unternehmerfamilien Thiergarten und Utz, Ahrensburg/Karlsruhe 2024.