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Adolf Franz Samwer

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Adolf Franz Samwer

Versicherungskaufmann, Politiker, * 8. Juli 1895 Gotha, † 30. September 1958 Schielberg, ev., ∞ 1921 Lilli Friederike Johanna Baltz, 1 Tochter, 1 Sohn.

Der Sohn des Vorstandsvorsitzenden und Generaldirektors der Gothaer Lebensversicherungsbank Karl August Friedrich Samwer wuchs in Gotha auf, besuchte 1907/08 die Erziehungsanstalt Schnepfenthal, heute "Salzmannschule. Staatliches Spezialgymnasium für Sprachen", dann das Gymnasium Ernestinum in Gotha, das er 1914 mit dem Abitur abschloss. Nach dem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg studierte der als Leutnant der Reserve entlassene und mit dem Eisernen Kreuz I. und II Klasse ausgezeichnete Samwer Philosophie und Volkswirtschaftslehre in Berlin. Ohne Abschluss arbeitete er 1921/22 bei verschiedenen deutschen und niederländischen Firmen, ehe er im August 1922 ein Volontariat bei der Filialdirektion Magdeburg der Allianz Lebensversicherungsbank AG begann. Dort machte er rasch Karriere, die 1928 zur Leitung der Zweigniederlassung der Allianz und Stuttgarter Verein Versicherungs-AG für Rheinland und Westfalen in Köln führte. Im Mai 1931 wurde Samwer Vorsitzender des Vorstands und Generaldirektor der Karlsruher Lebensversicherungsbank AG (KLV), die er mit Erfolg reorganisierte und wieder in die Spitzengruppe der deutschen Lebensversicherungen führte. Unter seiner Leitung erhielt die KLV am 1. Mai 1941 die Auszeichnung als nationalsozialistischer Musterbetrieb.

Samwer wohnte in einem seinem Arbeitgeber gehörenden Haus in der Moltkestraße 33. Mit der Berufung zum Generaldirektor wurde er Mitglied des Versicherungsbeirates des Reichsaufsichtsamtes für Privatversicherung und Mitglied der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe. 1938 folgte die Berufung als Vorsitzender des Scheffelbunds. 1939 zeichnete ihn die Technische Hochschule (TH) Karlsruhe mit dem Ehrensenatortitel aus, 1940 wurde er Mitglied des Badisch-pfälzischen Beirats der Deutschen Bank und Treuhänder der elsässischen Versicherungsgesellschaft Rhein und Mosel.

1936 trat Samwer in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Seine Mitgliedschaft mit der Nummer 3.464.251 wurde auf 1933 zurückdatiert. Zuvor war er bereits Mitglied des Kyffhäuserbundes, eines monarchietreuen Kriegerbundes, dessen Ehrenvorsitzender Reichspräsident Paul von Hindenburg war und der sich rasch zum Nationalsozialismus bekannte. 1933 war er Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) geworden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Samwer als Generaldirektor der KLV entlassen und in einem Spruchkammerverfahren zunächst als Belasteter, dann in einem Berufungsverfahren im Mai 1949 als Mitläufer eingestuft, was in einem weiteren Berufungsverfahren im November 1949 bestätigt wurde. Einige der Hauptbelastungszeugen des ersten Verfahrens hatten ihre Aussagen widerrufen bzw. relativiert.

Samwer war nun als Wirtschaftssachverständiger tätig und wurde Mitglied der Deutschen Gemeinschaft, seit 1952 Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE). Für diese Partei wurde er 1951 bis zu seinem Tod Stadtrat in Karlsruhe. 1952 kandidierte er auch als Oberbürgermeister und erreichte knapp über 9 % der Stimmen. 1952/53 gehörte er der Verfassunggebenden Landesversammlung von Baden-Württemberg an, am 15. Oktober 1953 folgte er als Nachrücker für den Abgeordneten der GB/BHE dem Bundestagsabgeordneten Eduard Fiedler. Aus dem Bundestag schied er 1957 als Mitglied der Christlich Demokratischen Union (CDU) aus, der er seit dem 12. Juli 1955 zunächst als Hospitant der CDU/CSU-Fraktion, dann ab 20. März 1956 als ordentliches CDU-Mitglied angehörte. In dieser Zeit war er Mitglied in den Ausschüssen für Wirtschaftspolitik, Finanz- und Steuerfragen, Beamtenrecht, Angelegenheiten der inneren Verwaltung, Geld und Kredit und Geschäftsordnung. Die CDU honorierte dies bei der Bundestagswahl 1957 allerdings nicht mit einem sicheren Listenplatz, so dass seine Bundestagskarriere beendet war.

Ein Jahr vor seinem Tod kehrte er 1957 doch in das Versicherungswesen zurück, als er Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor der Deutschen Kranken-Versicherungs-Aktien-Gesellschaft (DKV) in Köln wurde. Am 30. September 1958 starb Samwer bei der Rückfahrt von einer Gemeinderatssitzung in Karlsruhe zu seiner Ferienwohnung in Bad Herrenalb bei einem Verkehrsunfall. Der spätere Lokalchef der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) Josef Werner würdigte ihn in einem Nachruf als tatkräftigen Politiker, mit dem die CDU Karlsruhe "einen ihrer besten Köpfe" verliere. Samwer habe seine Entlassung 1945 nie ganz verwunden und habe sich stattdessen der Politik zugewandt, zunächst als „eine Art Oppositionsführer der Rechten“ im Stadtrat, der sich dort und später im Bundestag rasch Achtung und Anerkennung erarbeitet habe. Die Mitgliedschaft in der NSDAP und die deswegen erfolgte Entlassung, die zehn Jahre zuvor noch in den Schlagzeilen stand, erwähnte Werner allerdings nicht.

Ernst Otto Bräunche 2025

Quellen

GLA 465f/1198; StadtAK 8/ZGS Personen; Karlsruher Adressbücher 1931-1970, https://digital.blb-karlsruhe.de/Drucke/topic/view/485648; Karlsruher Zeitungen 1931-1954, https://digital.blb-karlsruhe.de/topic/view/7756828 (Zugriffe am 24. März 2025).

Werk

Hundert Jahre Karlsruher Lebensversicherung 1835 – 1935, Festschrift, hrsg. von Adolf Samwer, Karlsruhe 1935.

Literatur

Peter Koch: Adolf Franz Samwer, in: Baden-Württembergische Biographien VI, hrsg. von Fred Sepaintner, Stuttgart, S. 425-427, dort weitere Literatur- und Quellenhinweise, https://www.leo-bw.de/fr/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/101733828/Samwer+Adolf+Franz (Zugriff am 224. März 2025.